Spätestens seit Verkehrsminister Wissing einen bereits erzielten Kompromiss zum Ende des Verbrennermotors im Jahr 2035 – also in 12 Jahren! – aufgekündigt hat, tobt die Debatte um E-Fuels. Das ist der Fossilindustrie ganz recht; das Klima, unser Planet schauen in die Röhre.
Zu E-Spätestens seit Verkehrsminister Wissing einen bereits erzielten Kompromiss zum Ende des Verbrennermotors im Jahr 2035 – also in 12 Jahren! – aufgekündigt hat, tobt die Debatte um E-Fuels. Das ist der Fossilindustrie ganz recht; das Klima, unser Planet schauen in die Röhre.Fuels im Automobilsektor ist eigentlich alles gesagt: E-Fuels sind ineffizient: der Strom, der zur Herstellung benötigt wird, sorgt in den Batterien von E-Autos für erheblich mehr Kilometerleistung. E-Fuels sind teuer, so teuer, dass sogar eine Porsche-Managerin nach staatlichen Subventionen ruft – so viel zum Thema leistbare Mobilität. Und so viel E-Fuels lassen sich gar nicht produzieren, wie der Pkw-Sektor benötigen würde. Nicht ohne ein Wunder jedenfalls, und da sind wir bei der Wirtschaftswoche.
Der Kommentar „Warum ich auf ein E-Fuel-Wunder hoffe“ in der Wirtschaftswoche kommt eigentlich recht harmlos daher… Lasst mal die Marktkräfte machen, lasst mal forschen und entwickeln, dann wirds schon… so oder ähnlich watschelt der Beitrag Allgemeinplätze der TEcHnOloGIeofFeNheIt ab.
Interessant ist zunächst, dass der Autor zunächst einräumt, dass dem E-Auto wohl die Zukunft gehöre, immerhin sei es bis 2050 jedem Europäer zuzumuten, aufs E-Auto umzusteigen.
Aber dann:
Es ist richtig, im Gesetz ein Hintertürchen für Autos zu lassen, die so klimafreundlich sind wie Batterieautos, nur eben mit einer anderen Technik. E-Fuels? Wasserstoff? Nur zu, strengt euch an, Ihr Autobauer! Macht Euch mit konkurrierender Technik gegenseitig das Leben schwer! Das nennt man Wettbewerb. Am Ende freuen sich Kunden und Klima.
Schön, schön, „Wettbewerb“, oder auch Technologieoffenheit… Die Zeit für den Wettkampf der Technologien war vor 20 Jahren. Heute liegen die Fakten auf dem Tisch: Wasserstoffauto? Unrealistisch. E-Fuels? Siehe oben, das Ding ist durch. In den nächsten 10 Jahren wird es keine technologische Meisterleistung schaffen, E-Fuels in einen sinnvollen Autotreibstoff zu verwandeln.
Zumal: E-Fuels sind nur mit viel gutem Willen klimaneutral. Das geht so oft unter in den Debatten: ein E-Fuel-Auto bleibt weiterhin eine CO2-Schleuder. Es bleibt weiterhin das Problem von dreckigem Auspuffabgasen. Klimaneutral sind E-Fuels nur dann, wenn das darin enthaltene (!) CO2 bei der Produktion aus der Luft entnommen wird, und diese einzig mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen gestemmt wird, der Transport zur Tanke ebenso.
Kurz gesagt: E-Fuels lösen kein Problem, das der Autoverkehr verursacht. Sie sind eine Nichtlösung.
Aller Wahrscheinlichkeit also wird das E-Auto in 10, in 20, in 30 Jahren die Technologie für einen klimaschonenden Automobilsektor sein. E-Autos sind schon heute die einzige Antriebstechnologie für Autos, die den CO2-Footprint deutlich reduziert!
Warum also E-Fuels verbieten, wenn sie eh chancenlos sind?
„Glad you asked.“
Es geht darum, der Industrie, den Verbrauchern ein klares Signal zu senden: Klimaschonende Mobilität ist der einzige Weg nach vorne und das E-Auto hat den Wettbewerb gewonnen. Die Fossilindustrie/Ölindustrie will kein Ende des Verbrenners, weil sie damit eine wichtige Quelle für ihre riesigen Gewinne verliert (und sie muss ja alle weiteren Gewinnquellen verlieren, die auf Öl, Gas oder Kohle basieren). Die Denke ist: Wenn es am Ende eh zur Klimakatastrophe kommt, dann könnte man ja auch einfach weitermachen 🤔. Der Fossilindustrie ist es wumpe, ob unser Planet draufgeht, Hauptsache der Cashflow stimmt.
Bei der Autoindustrie hat das Umdenken hin zum E-Auto begonnen, viele Konzerne haben aber 20 Jahre verschlafen. Sendet die Politik jetzt ein klares Signal, dürfte es der Autoindustrie sogar ganz gelegen kommen, zu groß ist die Verlockung des Nichtstuns und die Sirenengesänge der Fossilindustrie lullen ein. Vielleicht hat der Verbrenner doch noch eine Chance? Vielleicht wird es doch nicht so schlimm? Das Wanken von BMW, Porsche und VW zeigt, dass die Industrie jetzt diese Entscheidung braucht. Der Audi-Boss fordert sie geradezu ein.
Und die Verbraucher? Auch Verbraucher profitieren von einer klaren Entscheidung. Ganz direkt, denn sie können sich in den nächsten 10 Jahren darauf einstellen, dass ihr Neuwagen spätestens ab 2035 kein Verbrenner mehr ist. Das könnte viele dazu bewegen, schon früher den Schritt zu gehen.
Wir profitieren auch indirekt. Ein klares Verbrenner-Aus macht deutlich, dass es sich bei der Klimakrise um eben das handelt: eine Krise, die Reaktionen erfordert. IMO sollte der Verbrenner schon weit vor 2035 ad acta gelegt werden, aber besser als nichts. Das angepeilte Aus für Gasheizungen zeigt, dass bei den meisten Verbrauchern die Dringlichkeit der Lage noch nicht angekommen ist.
Zurück zum Kommentar in der Wirtschaftswoche: Alle Argumente, die der Autor für ein E-Fuel-Wunder zurate zieht, klingen erst einmal schön, sie stammen aber aus dem Arsenal derjenigen, die Maßnahmen gegen die Klimakrise verzögern oder gar verhindern möchten. Der Kernsatz lautet: „Macht Euch mit konkurrierender Technik gegenseitig das Leben schwer!“. Jetzt E-Fuels zu propagieren bedeutet, es dem E-Auto schwerer zu machen und am Ende bleibt alles, wie es ist. Die Fossilindustrie frohlockt, Planet Erde fiebert. Ob der Wirtschaftswoche-Autor es will oder nicht: Er ist der Fossilindustrie auf den Leim gegangen.
Die Politik darf, ja, muss lenken, wenn der Markt keine Lösungen bringt. Die Klimakrise erfordert nach jahrzehntelangem Zögern, Zaudern, Zerreden jetzt dringend Lösungen. Lösungen liegen auf dem Tisch und es ist machbar, die schlimmsten Folgen abzuwenden. Aber es braucht dafür ein klares Handeln, und zwar jetzt.
Berliner! Am 26. März mit „Ja“ stimmen!
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Beitragsbild: Kindel Media (via Pexels)